Rhön-Quellschnecke |
Die nur etwa 2 mm große Rhön-Quellschnecke (Bythinella compressa) kommt als endemische Art weltweit nur in einem kleinen Areal im Dreiländereck Hessen, Bayern und Thüringen vor. Sie besiedelt Quellaustritte und die anschließenden Quellbachbereiche und ist auf gleichmäßig kaltes und unbelastetes Quellwasser zwingend angewiesen. Ihr typisches Habitat ist der Quellbach des Erlenbruchwaldes. Früher war sie in der offenen Landschaft verbreitet, kommt heute aber fast ausschließlich in zusammenhängenden Laubwaldarealen vor. Aufgrund ihrer hohen Lebensraumansprüche stellt die Rhön-Quellschnecke eine wichtige Indikatorart dar.
Die Rhön-Quellschnecke zeigt eine klare Bevorzugung von Quellbereichen in Höhenlagen über 450 m NN, die Mehrzahl der Vorkommen liegt in den Basaltgebieten, es sind jedoch auch zahlreiche Fundorte im Sandstein und im Muschelkalk bekannt. Die meisten Funde dieser Art stammen aus ständig fließenden bzw. ständig feuchten Sickerquellen, auffällig ist die geringe Anzahl von Vorkommen in gefassten Quellen, was dafür spricht, dass die Rhön-Quellschnecke sehr anfällig auf menschliche Beeinflussungen der Quellbiotope reagiert. Die Rhön-Quellschnecke bevorzugt unbeeinflusste Waldquellen, außerhalb dieses Lebensraums nehmen das Vorkommen und die Besiedelungsdichte schnell ab. Optimal scheinen Temperaturen von 5,5 bis 8,5 °C, pH-Werte um den Wert 7 und dauerhaft niedrige elektrische Leitfähigkeiten zu sein.
Flächig verbreitet ist die Rhön-Quellschnecke in der Hohen Rhön, Teilen der Vorder- und Kuppenrhön sowie im Hohen Vogelsberg. Im Fulda-Haune-Tafelland, dem Unteren Vogelsberg und dem Sandsteinspessart sind wenige Reliktvorkommen bekannt, die als nördliche und südliche Verbreitungsbrücke zwischen den beiden Hauptvorkommen angesehen werden können.
Im Jahr 2010 wurde vom Landesverband für Höhlen- und Karstforschung Hessen e.V. ein Gutachten zur gesamthessischen Situation der Rhön-Quellschnecke [ ] erstellt. Der Schutz der Rhön-Quellschnecke ist Teil der Hessischen Biodiversitätsstrategie.